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Der erste Besuch





 Gestern, am 22. Juli waren wir das erste Mal wieder bei Pia, Menno und Femke in Rech. Hierzu habe ich ein Video gemacht. 


Bislang war es kaum möglich, dorthin zu kommen. Man hätte mit dem Jeep über die Berge gemusst und den Rest durch den Weinberg wandern. Wir wollten sie so gerne mit verschiedenen Sachen versorgen. Es gibt mittlerweile eine Überfahrt mit Schlauchbooten. Das wird von der Bundeswehr organisiert. Mir fehlen irgendwie die Worte, die Situation angemessen wiederzugeben. Die Menschen sind so tapfer. Es sind so viele, die mit anpacken. Ruth und Gregor haben Fotos gemacht und ich habe hiervon ein kurzes Video erstellt. Es war ein komisches Gefühl, die Helfer zu filmen. Daher findet man die vielen Helfer nicht in dem Video. Aber es waren unglaublich viele Freiwillige, die mit Schüppen angereist sind und mit angepackt haben. Andere betreuten einen Versorgungsstand oder die Spülecke. Es gibt ja immer noch kein fließend Wasser.  Aber da waren auch unzählige Menschen von der Bundeswehr, der Polizei, dem THW und der Feuerwehr aus allen Teilen Deutschlands. Sie hatten Geräte und Fahrzeuge dabei, die ich nie zuvor gesehen habe. 

Wir sind über Esch gekommen und fuhren über Dernau. Überall stehen Offizielle, die den Verkehr lenken und organisieren, wer, wohin darf. Gestern haben Pia und Menno das OK bekommen, dass sie ihr Haus entkernen können. Das heißt aber noch nicht, dass es gerettet ist. Dafür braucht man einen pinkfarbenen Haken. Ein neonorgangenes Hashtagkreuz bedeutet, dass das Haus einsturzgefährdet ist und abgerissen werden muss. Pia hat erst zwei neongelbe Kreuze, das heißt, ihr Haus ist frei von Leichen. Schon gruselig. Aber es gibt auch Positives, das sind die unermüdlichen Helfer. Es ist toll, welche Energie und welcher Zusammenhalt unter den Menschen zu spüren ist. Die Menschen wachsen über sich hinaus. Welche Belastung das für die Menschen vor Ort bedeutet, wurde mir klar, als Gregor und ich nach Hause fuhren. Da stiegen bei uns die Kopfschmerzen hoch. Obwohl wir ja kaum was gemacht haben. Das sind wirklich Bilder, die einem sehr nahe gehen. Dann sind da natürlich auch die Sorgen um Pia und ihre Familie. Uns geht es da wie vielen, die gerne helfen wollen.






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